Maler- und Lackierer-Handwerk trifft auf Entscheidungsträger

Dialog mit der Landespolitik
Im November 2024 fand in den Räumlichkeiten der Firma Hartmann in Holzmaden ein bedeutsamer Dialog zwischen der Maler- und Lackiererinnung und Vertretern des baden-württembergischen Landtags statt. Die Innung hatte Vertreter aller Parteien eingeladen, um einen parteiübergreifenden Dialog zu ermöglichen. Der Einladung folgten Andreas Schwarz, Fraktionsvorsitzender der Grünen, sowie die Landtagsabgeordneten Andreas Kenner (SPD) und Dennis Birnstock (FDP).
"Das Handwerk braucht keine weiteren Vorschläge, sondern konkrete Umsetzungen und das zügig", brachte Thomas Rodens während der Diskussion die Stimmung auf den Punkt. Die Herausforderungen für das Malerhandwerk sind vielfältig: Von einem spürbaren Auftragsrückgang von 20 bis 30 Prozent über komplexe bürokratische Hürden bis hin zu einem verschärften Preiskampf, der bei einer durchschnittlichen Marge von nur drei Prozent kaum Spielraum lässt.
Andreas Schmid unterstrich in der Diskussion die zentrale Bedeutung der Innungen: "Es ist undenkbar, dass beispielsweise Lohnverhandlungen auf Bundesebene ohne Vertreter des Malerhandwerks stattfinden würden. Gerade deshalb muss die Position der Innungen weiter gestärkt werden. Nur organisierte Betriebe können hier effektiv die Interessen des gesamten Handwerks vertreten."
Die rund 300 Innungsbetriebe in Baden-Württemberg sehen sich zunehmend mit Problemen konfrontiert, die weit über das traditionelle Handwerk hinausgehen. Während die Meisterschule im Stuttgarter Raum weiterhin als Qualitätsgarant gilt, kämpfen die Betriebe mit unfairer Konkurrenz durch nicht zugelassene Anbieter und überbordender Bürokratie. Ein prägnantes Beispiel: Ein Malerbetrieb mit zwanzig Mitarbeitern benötigt heute vier Personen allein für die Verwaltungsarbeit.
Besonders die regionale Abhängigkeit von der Automobilindustrie macht sich bemerkbar. Kurzarbeit bei den Kunden führt direkt zu stornierten Aufträgen. Anders als während der Corona-Pandemie sind die Hürden für Kurzarbeit im Handwerk wieder deutlich höher - eine Flexibilität, die in der aktuellen Situation dringend benötigt würde.
Auch das Thema Gesundheitsförderung wurde intensiv diskutiert. Während Betriebe ihre Mitarbeiter mit präventiven Maßnahmen unterstützen möchten, werden diese als geldwerter Vorteil besteuert - ein Beispiel für praxisferne Regelungen, die das Handwerk belasten.
Ein wichtiger Fokus lag auf der Vergabe öffentlicher Aufträge. Die Innungen fordern hier eine stärkere Berücksichtigung von Qualität statt reiner Preisfokussierung. Die aktuelle Praxis, Aufträge an Generalunternehmer zu vergeben, die oft mit nicht qualifizierten Subunternehmern arbeiten, schadet dem gesamten Handwerk.
Der konstruktive Dialog zeigte deutlich, dass vielen Politikern das Ausmaß der Probleme in dieser Form nicht bewusst war. Fraktionsvorsitzender Andreas Schwarz sagte konkrete Lösungsvorschläge für Anfang 2025 zu. "Wir nehmen die Anliegen des Handwerks sehr ernst und werden zeitnah erste konkrete Lösungen aufzeigen", versicherte er den anwesenden Handwerksvertretern.
Das Treffen markiert den Auftakt einer Reihe weiterer geplanter Gespräche. Neben dem direkten Austausch zwischen Politik und Handwerk sind auch Gespräche unter Einbeziehung der Handwerkskammer, des Gemeindetags und weiterer Betriebsvertreter geplant. Ziel ist es, die Kommunikation zwischen allen Beteiligten zu intensivieren und praktikable Lösungen zu entwickeln.
Das Fazit der Veranstaltung ist klar: Nur als organisierte Einheit können die Handwerksbetriebe ihre Interessen effektiv vertreten. Die Innungen spielen dabei eine zentrale Rolle - von der Ausbildungsförderung über die Qualitätssicherung bis hin zur politischen Interessenvertretung. Denn nur wenn die Rahmenbedingungen stimmen, kann das Handwerk auch in Zukunft seine wichtige gesellschaftliche Rolle erfüllen und der nächsten Generation eine Perspektive bieten.
Fotos: DAS KONZEPT